Sonntag, 27. Mai 2007

kluge worte

"man wird reingeworfen in eine situation mit all den problemen, die sie hat, mit all dem mangel und all dem überfluss, und man ist dagegen machtlos. wenn man das bedürfnis hat, selbst zu gestalten, verbringt man jahre in unfreiheit. es gibt wenig platz, den man nutzen kann. wenn man älter wird, stellt man fest, dass es nicht reicht, erwachsen zu werden. dieses gefühl von unfähigkeit und machtlosigkeit bleibt.
dann kommt hiphop und man stellt fest, es geht nicht darum, die welt unter sein joch zu bringen und eine stadt aufzubauen, die aussieht wie man selbst, sondern es geht darum, das, was ist, mit sinn zu füllen."

unter anderem das antwortet textor von den kinderzimmer productions in der taz zum pfingstwochenende auf die frage "was ist typisch deutscher rap?".
textor sagt "dann kommt hiphop", weil hiphop eben das ist, was er macht.
ich brauche dieses "hiphop" im statement nicht notwendigerweise, damit es für mich funktioniert; weil das wort austauschbar ist.

auf jedenfall fasst diese seine aussage den kern eines gesprächs, das ich gestern nacht mit freunden hatte, gut zusammen. (da lass ich euch doch gleich teilhaben..)

Sonntag, 6. Mai 2007

fahren und laufen

ich bin seit drei wochen studentin der fu-berlin. das zusammenstellen eines stundenplans und das ziel dabei, 16 stunden mindestens zu absolvieren, hat mich an den rande des wahnsinns gebracht.
und die erste woche uni-haben war dann auch von blindem zynismus geprägt, ein überbleibsel aus wien. ständiges schimpfen auf die dörfer, in die ich fahre, um zu studieren; ständige vergleiche - marienfelde ist wie mödling, dahlem wie hitzing, lankwitz wie himberg nur ohne waldbad, etc.
viel davon ist jetzt weg.
nu gut, uni ist eben ein beruf und dass ich täglich mindestens 2 stunden in s-bahnen verbringe, ist teil davon.
außerdem ist in der tat sommer in berlin, seit mitte april stand das thermometer genau zweimal unter 25 grad, und deshalb sind 75% der fahrten, die überirdisch zu diversen unis führen, gar nicht so furchtbar.

jeder tag beginnt so: dusche, kaffee, schnell raus. dann durch friedrichshain, am täglich vor dem restaurant seines sohnes (der beste italiener der stadt!) sitzenden italiener vorbei, ich nuschle dann "buon giorno", er nuschelt "guten morgen", die kopfhörer wieder aufgesetzt, durch die libauerstraße (da fällt die sonne in der früh am besten ein; hier auf dem bild ist nachmittag, da gilt das eben geschriebene nicht!)

in die revaler straße und ab auf die warschauer brücke, von der aus seit einigen wochen eine hervorrragende werbung zu sehen ist:
(ich als haus würde ihnen hornbach empfehlen, steht hier. und der tag, an dem ich das fotografiert hab, war einer der zwei, an denen es nur 23grad hatte.)
es ist 8:30uhr, auf der brücke eilen berufstätige und hauptsächlich studenten von/zur s- oder u-bahn.

meistens muss ich nach lankwitz fahren, was anfänglich bei mir zu großer innerer unruhe geführt hat. lankwitz wäre weit weg, es wäre grauslig, in dieser betonwüste zu studieren, und vor allem die fahrtzeit... weit gefehlt.

es ergibt sich, dass ich einen feinen anschlusszug von der friedrichstraße hab. und an diesen zug schließt in marienfelde ein bus an. ich brauche also nicht mehr als eine stunde nach lankwitz.

die s2 bringt mich nach marienfelde. ab yorckstraße erbarmt sie sich, und fährt wieder über der erde.
was war zuerst? die orf- oder die ard-themenwochen? und was will uns dieses plakat sagen? kinder sind die zukunft - schön und gut, aber wieso posieren sie dann mit ard-stars wie jörg pilawa? und was wurde in der themenwoche gezeigt (ich habe immer noch keinen fernseher hier..) ?

egal. nur noch 4 stationen bis marienfelde, das so aussieht:


der bus, in den ich dann steige, lacht mir täglich ins gesicht:


wenn der fahrer, der jeden tag die pünktliche abfahrt entweder verschläft oder einem mittelschnellen klo-gang opfert, sich eben fürs fahren entschlossen hat, dann lässt er mich auch bald wieder hier aussteigen: preysingstraße.
hier übrigens wieder sehr gut zu sehen: männer, die ihre autos lieben..

und ich gehe dann noch 5 minuten durch himberg:



und bin dann auch schon auf dem uncharmantesten campus der welt. lankwitz ist tatsächlich eine betonhölle eingebettet in ein kleines dorf. das mensa-essen ist - trotz zusatz "bio" - genauso ungenießbar, wie man es sich vorstellt. und wenn man nach 14:30 noch entweder hunger hat oder kaffee will, hat man pech: die mensa will nur bis 14:30 offen halten. und in lankwitz selbst gibt es außer "brutzelbuden" (gleich neben der tankstelle ist eine) nicht viel..
macht aber auch nichts, der rückweg durch wunderschönes grün und bunt entschädigt und spätestens bei friedrichstraße gibt es wieder leben.


die zweite, wesentlich ungemütlichere variante, auf die uni zu fahren, erleb ich jeden dienstag. dann nämlich, wenn ich nach dahlem muss. dahlem ist zwar wesentlich geiler als lankwitz - hier ist zwar auch alles voller kleingärten, aber die gehören zu 70% der uni; und daneben gibt es unglaublich schöne parks und grünflächen zum lesen und liegen - aber der weg dorthin ist furchtbar. zwei ubahnlinien durchfahren und davon ein bisschen von kreuzberg und dann drei stationen lang eine begrünte schneise sehen..
ich starte wie nach lankwitz, diesmal nehme ich aber die u-bahn. bei nollendorfplatz dann ab in die U3 nach krumme lanke. hier ist endstation, die u-bahn füllt sich schnell mit ausschließlich studenten. nach vier stationen ist sie voll. und zwar wirklich voll. und niemand in dieser u-bahn will nicht nach dahlem; ausschließlich müde und lesende studentInnen, zusammengepfercht in ein paar u-bahn-waggons.



bei dahlem-dorf und thielplatz zwängen sich dann alle menschen, die bis dahin noch in der u-bahn waren, durch einen winzigen aufgang hinauf zur unistadt. es ist 9:45, keiner hats eilig, man trottet mit der masse mit und steht dann hier:


um zum institut für politikwissenschaft zu gehen, hübsch!


hier hatte ich auch ein zynisches erlebnis, nämlich als ich auf diesem klo war:
erster gedanke: auch nichts anders als in wien. kein klopapier und kaputte klobrillen. (ich muss ihn wieder zurücknehmen, den gedanken. seit einer woche ist alles wieder repariert. und klopapier ist wohl auf jeder uni ab 18:00uhr knapp...)

nuja. um den tag zu beenden, ein bild noch vom ende des tages. das ist der thielplatz, zumindest das, was man von der u-bahn aus davon sieht.


die ekelhaften sitzgelegenheiten in der station dahlem-dorf werde ich nicht fotografieren, das haben schon genug leute gemacht. selten konnte man seinen kopf so ungeniert zwischen zwei frauenbrüsten ablegen.

das also mal als eindruck der wege, die ich hier dreimal täglich zurücklege.
außer uni gibts aber dann doch noch ganz schön viel in berlin, etwa feine feste zum ersten mai (ich war am myfest in kreuzberg); gutes theater in der volksbühne (der kleine muck ganz unten); schöne seen mit bootsverleih zum wochenende; meine stammvideothek mit kaffee und draußen-sitz-option; nach drei stunden ausverkaufte queens of the stone age konzerte vor 500menschen (tzz); und natürlich die flohmärkte gleich vor der haustür.
ich werde mir jetzt einen spaziergang dorthin genehmigen, wir brauchen dringend eine reibe und eine zitronenpresse in der wg.

ich mache auch bald wieder spannendere fotos, versprochen.