Freitag, 2. März 2007

eingebungen.



"you are hardcore
you make me hard.
you name the drama
and i'll play the part."

eine feine sache hier, ist, dass ich mir nicht wirklich gedanken mache, sondern dass mir sehr oft blitzartig soetwas wie "eingebungen" durch den kopf schießen. die unterscheiden sich von gedanken dadurch, dass sie einfach da sind, ohne, dass großartige (nach-)denkleistungen rundherum stünden.

es ist eine sehr eigene erfahrung, die stadt zu wechseln. man gibt teilbereiche seines lebens auf und wenn man sich nicht möglichst bald aufmacht, die so aufklaffenden lücken zu füllen, dann besteht die gefahr, selbst bald sehr leer zu werden.
eine neue stadt eröffnet völlig neue perspektiven. in der stadt zu leben, in der man immer schon war, ist eine eigene erfahrung. alles ist gemacht, weil man es selbst schon gemacht hat oder weil man es durch erzählungen von menschen, die man kennt und weil man ihre worte deshalb einschätzen und zuordnen kann, vermittelt bekommen hat.
die orte - gemacht.
die interessen - gemacht.
das wissen - gemacht.
und schließlich, aber auch sehr wichtig, der zugang zu alledem - gemacht.
und das "gemacht" beinhaltet auch "gewachsen".

"funny how it all falls away. - when did you first realize? it's when you took another lover, baby."
berlin als aufkommende liebe. wie schön.

in einer neuen stadt irrt man herum.
no direction, no direction home.
und ein zuhause wächst auch erst, bis die richtung nach hause eine tatsächliche richtung wird; bis das zuhause ein tatsächliches wird und man etwas mit "zuhause" verbindet, das nicht "bett" oder "dusche" ist.


"you can't be a spectator, oh no.
you gotta take these dreams and make them whole.
this is hardcore
there is no way back for you.
this is me on top of you
and i can't believe it took me this long."

als tourist ist man gebunden - an den stadtplan, der nicht einmal ein viertel der stadt anzeigt, an die gewählte umgebung.
da verbringt man einmal ein paar wochen an einem ort - hier ist mein hotel, hier rundherum sind die läden, die mich interessieren, im internet oder in einschlägigen blättern sucht man die orte, die man besuchen will. aber ein besuch ist kein leben. ein besuch ist gemacht und fixiert.
ein tourist klappert die fünfzehn destinationen ab, die er sich vorgenommen hat. er hat ziele auf zeit.

als reisender ist man ziellos, das ist gut so.
eine stadt ist ein leeres feld, das man bestellen muss, wenn man will, dass darauf etwas wächst.
ein tourist muss nichts bestellen; alles, was er tun muss, ist ein feld abzustecken, das ihn interessiert und sich auf das bereits gemachte einzulassen.
damit will ich mich hier nicht zufriedengeben. ich will etwas wachsen und gedeihen lassen; etwas, das mir schmeckt.




als reisende hatte ich vor zwei tagen die eingebung, dass nichts selbstverständlich ist.
es ist nicht selbstverständlich, dass ich bei der warschauerstraße aus der s-bahn aussteige und dort auf einmal die umgebung ist, die mir vertraut ist. und ich bin sehr verwundert, wie schnell das geht, dass mir orte vertraut werden.
von dieser verwunderung (nicht ohne stolz) ausgefüllt werden, das ist mir neu. und die verwunderung füllt mich aus, es bleibt ja nicht nur beim staunen.. wie ein heißes glas tee an einem kalten tag; wenn der tee die speiseröhre runterrinnt und man jeden neugebahnten zentimeter wärme spürt - damit ist das vergleichbar. es ist zwar klar, dass ein heißes getränk wärme erzeugt; aber wann macht man sich dieses gefühl schon bewusst?
so geht es mir hier: ich spüre mich sehr deutlich und ich spüre genauso, wie ich an bestimmten herausforderungen wachse. und welche herausforderung kann besser sein, als eine umgebung, die man zu seinem eigenen machen kann - weil sie es einem erlaubt?

berlin drängt mir nichts auf. wie ein anderer exilberliner so schön geschrieben hat .. das schöne an berlin ist, dass man alles kann aber nichts muss.

in dem moment, in dem mir der blitz, nichts wäre selbstverständlich, durch den kopf geschossen ist (und dieser gedanke ist mir noch nie so naiv und unbesetzt und ehrlich gekommen!) habe ich gelächelt. weil auch das nicht selbstverständlich ist, dass man freundlich ist.
wie geschrieben: alles ein zu bestellendes feld. auf einem leeren feld fällt es leichter, zu lächeln, als dort, wo mir 1000 gründe, die dagegensprechen, einfallen würden, würde ich mir überhaupt darüber gedanken machen, wieso ich denn nur so selten lächle.

und ich bin auch verwundert, wie offen ich bin. wie sehr ich alles aufsauge, in dem wissen, dass es ganz und gar nicht selbstverständlich ist, dass ich aufsauge und was ich da so bemerke.
ich fühle - mich. an erster stelle.
es war mir nur selten bisher so klar, dass ich nur deshalb wahrnehme, weil ich bereits gewachsen bin.
nie war ich so allein und bloß mit mir zusammen glücklich.
ich bin sehr dankbar für diese stadt, weil berlin sehr viel zu bieten hat. ich bin dankbar für die zwei monate zeit, in denen ich nichts zu tun habe, außer mich umzusehen und ein bisschen einzutauchen.

"and that goes in there and that goes in there and that goes in there and that goes in there"

ich bin gestern ein paar stunden lang durch die stadt gefahren, in einem stockautobus. von neukölln bis hauptbahnhof und zurück. ich hätte mich als touristin nie getraut, einfach einen tag mit "mal sehen" zu verplempern.

am hauptbahnhof angekommen hat mir die kombination von "help the aged" mit zwischen den gleisen und ebenen herumirrenden greisen und greisinnen ein fettes grinsen aufs gesicht gemalt.

auf der warschauerbrücke hat mich "you can't buy what you can't find" wieder daran erinnert, warum ich eigentlich nach neukölln gefahren bin - mein deutsches handy ist kaputt, zumindest funktionierts in meiner neuen wohnung einfach nicht (wieso, weiß ich nicht) und ich war eigentlich auf der suche nach einem billigen alten teil, das wenigstens manchmal empfang hat und nicht prinzipiell alle anrufe auf die box umleitet.. der regen draußen hats schließlich verhindert, dass ich ausgestiegen bin und in eines der unzähligen sonnenallee-hier-billige-handys-geschäfte gegangen bin. und ein bisschen schüchtern war ich dann doch auch...

der regen hier ist übrigens auch so eine sache.
wenns nicht knapp über null grad hat und der wind eisigst alle wolken verbläst, dann ists bewölkt. und die 20 minuten am tag, in denen die sonne rauskommt, sind echter seelenbalsam, dann lässt sich nämlich erahnen, wie schön es hier erst sein wird, wenn der frühling gekommen ist.
erstmal ist vom frühling (abgesehen von unzähligen schneeglöckchen und krokussen, denen ich allerdings nicht wirklich zutrau, ohne helfende gärtnerhand gewachsen zu sein..) nicht viel zu bemerken.
es regnet, eigentlich immer. wenn es nicht regnet, dann nieselt es. aber wenn der regen erst mal weg ist, dann ist die sonne für 5 minuten draußen, und wenn diese zeit auch noch in die abenddämmerung fällt, dann ist der himmel über berlin (sorry) wirklich wunderschön.

kitsch von zuhause aus ::


kitsch aus bahnhofssicht ::


jut. ich geh heute auf mein erstes konzert hier, ein trautonium-konzert als hommage an oskar sala.

die bilder oben sind aus dem musikinstrumentenmuseum. donnerstag abend kann man hier in jedes staatliche museum gratis, was ich gestern auch gemacht hab - zumindest war ich in der gemäldegalerie und im mim, wo unter anderem das trautonium rumsteht, auf dem sala den hintergrund zu hitchkocks vögel gemacht hat; auch ein klavier mit integriertem nähtisch (praktisch, ne?!).

u noch ein link :: berlin-bilder-blog

alles liebe.

2 Kommentare:

syllablesasleep hat gesagt…

alles liebe von meiner zu Deiner blogveranstaltung.

ui, Paris je t'aime...ist der gut?

kula hat gesagt…

er ist so gut, dass ich wirklich darüber nachdenke, lara (eine freundin), die gerade in paris lebt, zu besuchen.
manche von den 18 sind saugut. andere weniger. aber im durchschnitt :: zu empfehlen, ja.